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Kressmann Taylor: Adressat Unbekannt (Hörbuchrezension)

Kressmann Taylor: Adressat Unbekannt (Hörbuchrezension) 1

Ich höre eher selten Hörbücher, die nur eine einzige CD besitzen. Es gibt wenig Geschichten, die in einem so kurzen Zeitraum erzählt werden können, ohne das ich das Gefühl habe, dass etwas fehlt. Häufig schaffe ich es nicht, mich während einer einzigen Stunde in eine Geschichte einzuleben, so dass ich grundsätzlich eher zu Hörbüchern mit mindestens 5CDs tendiere. Adressat Unbekannt ist hierbei jedoch eine absolute Ausnahme. Eine unglaublich berührende, tragisch traurige Geschichte, bei der nach einer einzigen CD alles gesagt ist.

Inhalt Adressat Unbekannt

Adressat Unbekannt von Kressmann Taylor ist ein fiktiver Briefroman, der von der Freundschaft zweier Männer erzählt. Gemeinsam haben Max Eisenstein und Martin Schulse  in den USA einen erfolgreichen Kunsthandel und auch im privaten sind sie seit Jahren eng verbunden. Eines Tages entscheidet Martin Schulse mit seiner Familie zurück nach Deutschland zu gehen. Max Eisenstein bedauert den Verlust seines Freundes sehr, schreibt ihm aber in regelmäßigen Abständen Briefe über den Verlauf der Geschäfte. Martin Schulse kommt in ein Deutschland zurück, das verändert ist. Die Nationalsozialisten sind inzwischen an der Macht und was für ihn zu Beginn eine erschreckende Erkenntnis ist, wird mit der Zeit immer interessanter. Die Freundschaft zu Max Eisenstein, der Jude ist, kann er so allerdings nicht aufrecht erhalten, denn ein amerikanischer Jude als Freund passt nicht ins Konzept seiner neuen Parteigenossen. Was mit einer wunderbaren Freundschaft beginnt, entwickelt sich innerhalb von kurzer Zeit zu einer Tragödie.

Meine Meinung 

Wie bereits erwähnt, ist Adressat Unbekannt für mich ein sehr gelungenes Werk.  Besonders erstaunlich ist, das der Briefroman von Kressmann Taylor bereits 1938 erschienen ist, zu einer Zeit, zu dem viele die Wahrheit über den Nationalsozialismus  noch nicht erkennen konnten oder wollten. Dieser Aspekt macht Adressat Unbekannt zu einem Werk von historischer Bedeutung. Die Autorin schildert in ihrem Roman schonungslos, welche Macht der Nationalsozialismus auf den einzelnen besitzt und wie ein vorher kritisch denkender Mensch dieser Macht erliegt. Gleichzeitig zeigt sie auf, wie auch enttäuschte und verratene jüdische Freund Max Eisenstein sich verändert und zu einer großen Gefahr für den eigentlich regimetreuen Martin Schulse wird. Eine packende Geschichte, die sich in ihrer Spannung bis zum letzten Moment hin steigert. Das Ende kommt abrupt, aber im Nachhinein gesehen erwartungsgemäß.

Gelesen wird Adressat Unbekannt von Matthias Brandt und Stephan Schad, die den beiden Protagonisten ihre Stimme verleihen. Die Umsetzung ist sehr gelungen und die beiden Stimmen passen für mein Empfinden auch gut zu den Figuren. Insgesamt würde ich das Hörbuch als sehr empfehlenswert beschreiben, insbesondere wenn man historisches Interesse besitzt.

WERBUNG: Adressat Unbekannt [Hörbuch]  ist ZYX Verlag erschienen und kostet zur Zeit 11,99 Euro. Bei Amazon kann man übrigens auch direkt in das Hörbuch reinhören.


2 Antworten zu “Kressmann Taylor: Adressat Unbekannt (Hörbuchrezension)”

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