Chris Cleave – Little Bee (Hörbuchrezension)

Das Cover von Chris Cleaves Little Bee ist mir in der Bibliothek direkt ins Auge gefallen, so dass das Hörbuch mit musste, ohne das ich mich vorher über den Inhalt informiert habe. Der Scherenschnitt auf dem orange-gelben Hintergrund wirkte so positiv fröhlich, dass ich eine fröhliche Geschichte erwartete. Manchmal täuscht man sich jedoch gewaltig.

Inhalt

Little Bee ist 16 Jahre alt, kommt aus Nigeria und hat gerade zwei Jahre in einem britischen Abschiebegefängnis verbracht. Durch einen Zufall ist sie plötzlich frei, steht aber ohne Geld und Papiere auf der Straße. Sie ruft bei Andrew und Sarah an, die die einzigen Menschen sind, die sie in Großbritannien kennt. Kurz nach ihrem Anruf bringt Andrew  sich um. Als Little Bee dann nach einigen Tagen vor Sarahs Haustür steht, ist diese alles andere als begeistert. Sarah muss zur Beerdigung ihres Mannes, ihr kleiner Sohn Charly weigert sich sein Batman Kostüm auszuziehen und dann steht da diese illegale Einwanderin, die sie an den schlimmsten Moment in ihrem Leben erinnert. Denn Sarah und Little Bee sind sich schon einmal begegnet, damals in Nigeria. Doch Little Bee gelingt es mit ihrer positiven Art, das Leben der kleinen Familie zu bereichern.

 Meine Meinung

Das Schicksal illegaler Einwanderer wird in unseren Medien nur in Ausnahmefällen behandelt und vielen Menschen ist es unbegreiflich, warum Leute versuchen mit ihren Flüchtlingsbooten nach Europa zu fliehen. Little Bee gibt einen interessanten, unglaublich traurigen Einblick in dieses Thema. Um die Geschichte zu verstehen, muss man wissen, dass Little Bee auch nach ihrer Freilassung aus dem Abschiebegefängnis illegal in England ist und ihr die Abschiebung nach Nigeria droht. Dieser Faktor macht die Erzählung noch dramatischer als sie sein könnte, denn in ihrer Heimat droht ihr der Tod. Und weil Nigeria als sicher gilt, hat Little Bee keine Chance auf Asyl.

Gelesen wird Little Bee von Caroline Peters und Britta Steffenhagen, die Sarah und Little Bee ihre Stimme leihen. Dabei wechseln sich beide Figuren ab, so dass man einen Einblick in das Leben zweier sehr unterschiedlicher Frauen bekommt. Little Bee, die aus Nigeria geflohen ist, und immer noch um ihr Leben bangt, ist dabei voll positiver Emotionen. Sarah, die erfolgreiche Redakteurin, hat Probleme in ihrer Beziehung, eine Affäre und auch mit ihrem kleinen Sohn läuft nicht alles ideal. Auf einem Abenteuerurlaub in Nigeria treffen ihre Wege zum ersten Mal aufeinander und Sarah verliert einen Finger. Little Bee hingegen verliert fast ihr Leben und  muss schreckliches durchmachen.

Dabei ist die Figur Little Bee an sich so optimistisch, dass es fast schon schwer fällt, ihr Schicksal abzunehmen. Sie berichtet von solch schrecklichen Ereignissen, die für mich unvorstellbar sind, ohne dass man dabei Schaden nimmt. Aber Little Bee ist durchweg positiv eingestellt, was sie unglaublich sympathisch macht und ihr auch den Weg in Chart und Sarahs Herz ebnet. Hierzu trägt auch die Stimme der Sprecherin bei, die Little Bee wunderbar akustisch darstellt. Sarah hingegen ist etwas schwieriger. Im Grunde ist sie auch ein herzensguter Mensch, wobei ich dann nicht verstehe, warum sie eine Affäre mit einem so unsympathischen Mann haben muss. Aber Liebe ist halt auch in Büchern nicht immer verständlich.

Insgesamt hat mir das Hörbuch Little Bee von Chris Cleave sehr gut gefallen. Ich habe alle 5 CDs an einem Tag gehört und auch wenn mir das Ende der Geschichte nicht gefallen hat, muss ich es wohl akzeptieren. Ich kann mir diese Geschichte auch gut als Schullektüre in höheren Klassen vorstellen.

WERBUNG: Das Hörbuch Little Bee ist 2011 im Der Audio Verlag erschienen.