Subsistenz ich ein sehr spannendes Thema. Das Prinzip, statt einzukaufen, alles nach Möglichkeit selbst herzustellen, finde ich bewundernswert. In Ansätzen versuche ich es mit meinem kleinen Garten auch, aber in der Großstadt ist dies kaum möglich. Ganz anders auf dem Funckehof im niedersächsischen Walmsburg. Hier wird Subsistenzwirtschaft in einer sehr ursprünglichen Form betrieben.
Der Funckehof ist das, was ich mir als verklärtes Stadtkind unter einem Bauernhof vorstelle. Überall laufen Tiere herum. Die Gänse sind frei, spazieren auch einfach mal auf die kleine Straße vor dem Haus und zwei Border Collies laufen herum und versuchen die Tiere in Griff zu bekommen. Es gibt große Außengehege, in denen sich Enten und Hühner befinden und in denen sie viel Freiraum und unterschiedliche natürliche Bedingungen haben, von der matschigen Sandflächen, bis zur Wiese. Außerdem gibt es einen großen, recht wild wirkenden Garten mit Gemüse und Kräutern und drei Eseln. Zum ersten Mal habe ich dort die wahre Bedeutung von „Gänsemarsch“ erlebt. Die Gänse watschelten tatsächlich wie an einer Perlenkette aufgereiht frei über den Hof.
Wenn man Andrea Funcke trifft, merkt man sofort, dass sie dieses Leben mit ganzer Seele lebt. Mit großer Begeisterung erklärte sie uns, dass sie aktuell versucht aus ihrem Misthaufen eine Heizung für ihr Bauernhaus zu entwickeln. Dabei soll die im Misthaufen entstehende Hitze das durch einen Schlauch geleitete Wasser so aufwärmen, dass es zum Aufheizen des Hauses ausreicht. Diesen Ansatz finde ich sehr spannend und wenn es wirklich so funktioniert wie gedacht, ist es eine äußerst faszinierende und absolut nachhaltige Art über den Winter zu kommen.
Ich selbst bin seit über 20 Jahren Vegetarierin und könnte mir nicht vorstellen meine eigenen Tiere zu essen. Allerdings lebte auch Andrea Funcke lange Zeit vegetarisch und änderte dies mit dem Aufbau des eigenen Hofes. Den Sinn dahinter verstehe ich. Diesen Tieren geht es wirklich gut. Sie leben in Familienverbänden, was in der kommerziellen Tierhaltung nirgendwo der Fall ist, sind an der frischen Luft und haben viel Platz. Wenn man sieht, wie die Enten durch den Matsch watscheln, in der Wasserschüssel planschen oder sich gegenseitig anschnattern, ist das für mich das, was ich mir unter einem glücklichen Tierleben vorstelle.
Andrea Funcke hält vorwiegend Tiere von der roten Liste der bedrohten Haustierarten. So zum Beispiel auch die Pommernente, eine der ältesten Entenrassen Deutschlands. Diese Tiere sind irgendwann einmal zum Essen gezüchtet worden. Im Grunde ist es sinnlos, sie zu halten und dann einfach sterben zu lassen. Dementsprechend verstehe ich, dass diese Tiere auch gegessen werden. Das Leben des Geflügels scheint absolut artgerecht und ist so viel mehr, als das, was man für ein Bio-Siegel erfüllen muss.
Leben mit Tieren ist generell etwas sehr bereicherndes. Ich sehe das schon an meiner alten Hundedame, die bei mir für stetig gute Laune sorgt. Auf dem Funckehof durfte ich mit einem Esel Wandern gehen. Esel sind Lasttiere und keine Reittiere, allerdings man kann mit ihnen am Halfter durch die Natur wandern. Ein Esel ist anders als ein Hund, schon alleine deswegen, weil man ihn kaum hinter sich herziehen kann, wenn der Esel mal nicht so möchte, wie der Mensch. Diese wunderschönen Tiere haben Kraft und man muss sich schon ein wenig auf die Eselswanderung einlassen, um dann entspannt über die Felder spazieren zu können.
Auf dem Funckehof werden neben Eselswanderungen auch Kräuterwanderungen und verschiedene Workshops für Kinder und Erwachsene rund um die Natur und Substinenz angeboten. Es wird die Schafswolle gekämmt, während die Schafsmilch zu Käse verarbeitet wird. Heilkräuter werden zu Salben und Tinkturen verarbeitet und auch die Pflege der Tiere will gelernt sein. Außerdem kann man Öllampen und Kerzen herstellen, aus Binsen passende Dochte gewinnen und direkt über dem Feuer, in Lehm oder auf heißen Steinen Essen zubereiten. Das sind alles Themen, die mein DIY-Herz höher schlagen lassen, sodass ich nach Möglichkeit gerne noch einmal mehr Zeit vor Ort verbringen möchte.
In jedem Fall habe ich großen Respekt vor dieser Lebensweise und finde sie absolut faszinierend.
Hinweis: Der Besuch des Hofes fand im Rahmen einer Pressereise von Niedersachsen Tourismus statt. Fotocredits: Das Foto ganz oben mit mir und dem Esel hat Angie Harms aufgenommen. Eine wundervolle Momentaufnahme, die für mich genau die Ruhe und Entschleunigung vermittelt, die ich in diesem Augenblick empfunden habe.