Vor kurzem habe ich euch von dem Roman Der letzte Sommer in Mayfair von Theresa Révay berichtet. Ich hatte die Möglichkeit ein kurzes Interview mit Theresa Révay, die übrigens fließend deutsch spricht, zu führen und möchte euch die Autorin an dieser Stelle genauer vorstellen. Aber lassen wir sie am Besten ersteinmal selbst zu Wort kommen und uns ein paar Worte zu ihrem Leben erzählen.
Mein Leben von Theresa Revay
1965 in Paris geboren.
Der erste Meilenstein in meinem Leben ?
Lesen lernen. Seitdem bin ich nie ohne ein Buch in meiner Tasche. Die ersten Bücher, die ich als Teenager in deutscher Sprache gelesen habe, waren von Heinz Konsalik !
Ich studierte französischer Literatur an der Sorbonne und veröffentlichte meinen ersten Roman mit Anfang zwanzig. Danach arbeitete ich als Übersetzerin für verschiedene französische Verlage. Ich habe Charlotte Link übersetzt, eine Autorin die ich sehr gerne lese.
Meine fünf historischen Romane wurden in mehrere Sprachen übersetzt, was mich sehr stolz macht.
Mein Motto für 2012 : „Be yourself. Everyone else is already taken.“ Oscar Wilde
Ein paar Fragen an Theresa Révay
Funkelfaden: Der letzte Sommer in Mayfair spielt, ebenso wie die meisten ihrer anderen Romane, zu Beginn des
20. Jahrhundert. Was fasziniert sie an dieser Zeit?
20. Jahrhundert. Was fasziniert sie an dieser Zeit?
Theresa Révay: Das 20. Jahrhundert fasziniert mich, weil es eine unruhige und dramatische Periode ist, und weil es uns so nah liegt. Zwei schreckliche Weltkriege, Wirtschaftskrisen, Vertreibung von Bevölkerungsgruppen, Materialismus, Totalitarismus… Es gab so viel trauriges, aber auch viel positives, im Bereich der Kunst zum Beispiel. Dieses Jahrhundert hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Wir müssen versuchen es zu verstehen. Deshalb finde ich Geschichte so wichtig. Sie ist ein sehr inspirierender Hintergrund für einen Schriftsteller.
Funkelfaden: Ihre historischen Romane weisen auf ein fundiertes Hintergrundwissen hin, wie recherchieren sie für ihre Geschichten?
Theresa Révay: Für meine Recherche arbeite ich in der Bibliothèque Nationale de Paris. Ich lese viele Geschichtsbücher, Memoiren und Tagebücher. Das Internet hilft auch um Ideen zu bekommen, aber man muss aufpassen, dass die Informationen genau sind. Ich mache auch Interviews und treffe Leute, deren Familien ein ähnliches Schicksal wie meine Charaktere erlebt haben. Das finde ich immer spannend und bewegend. Für meine Bücher habe ich oft schöne Begegnung gehabt, in Venedig, Berlin, im Isergebirge… Meine Protagonisten sind erfunden, aber ihr Leben spiegelt die Realität der Zeit. Ich lege großen Wert auf meine Dokumentation und versuche immer nah an der historischen Wahrheit zu bleiben.
Funkelfaden: Der letzte Sommer im Mayfair spielt in England und Frankreich, aber auch Deutschland ist in ihren Romanen häufig als Handlungsort wiederzufinden. Haben sie einen besonderen Bezug zu den von ihnen ausgewählten Schauplätzen?
Theresa Révay: Ich wurde von einem ungarischen Vater und einer französischen Mutter geboren, so fühle ich mich zutiefst europäisch. Deshalb spielen meine Bücher immer in verschiedenen europäischen Ländern. Ich schreibe über die unterschiedlichen Schicksale von Familien, die die gleichen Schwierigkeiten überwinden müssen. Ich versuche verschiedene Ansichten zu zeigen, so dass meine Leser auch über andere Länder lernen. Die wichtigsten Worte für mich, wenn ich an meine Arbeit denke, sind historische Authentizität und Emotion. Ich versuche unterhaltsame Geschichte zu schreiben.
Seitdem ich für „Die weissen Lichter von Paris“ und „Der Himmel über den Linden“ über Berlin schrieb, habe ich mich in diese wunderschöne Stadt verliebt. Ich komme gerne jedes Jahr auf Besuch zurück.
Funkelfaden: Wie lange schreiben sie an einem Roman?
Theresa Révay: Es nimmt ungefähr zwei Jahre in Anspruch, um einen Roman zu beenden. Ein Jahr für die Recherche und ein Jahr für das Schreiben. Ich schreibe langsam. Manchmal fühle ich mich wie eine Schildkröte!
Funkelfaden: Haben sie ein Lieblingsbuch bzw. Lieblingsautor?
Theresa Révay: Ich liebe viele Autoren, so wie Marguerite Yourcenar, Stefan Zweig, Sandor Marai, Tolstoï… Auch viele andere natürlich. Als Entspannung lese ich gerne Krimis und Autoren wie Philip Kerr oder Henning Mankell.
Funkelfaden: Gibt es bereits ein neues Buchprojekt, auf das man sich freuen kann?
Theresa Révay: Mein nächster Roman wird in Istanbul stattfinden, am Ende des Osmanischen Reiches. Istanbul ist eine der faszinierendsten Städte des europäischen Kontinents. Ich lerne viel über die türkische Nation und werde versuchen, eine Geschichte so schön und überraschend wie dieses Land zu schreiben.
Vielen Dank!