Die vierte Etappe führte uns über 46km von Königs Wusterhauen nach Großbeeren. Der Blick aus dem Fenster war an diesem morgen alles andere als ermutigend. Strömender Regen. Auch nach dem Frühstück regnete es immer noch. Wir nuten eine kurze Regenpause um zu starten, allerdings fing es nach wenigen Minuten wieder an wie aus Eimern zu schütten. Also schnell die Ponchos übergezogen und weiter ging es durch Königs Wusterhausen. Kaum saßen wir auf dem Rad, blinkte das Naiv „niedrige Batterie“. Eigentlich hätten wir wohl Ersatzbatterien in unserem Paket haben sollen, die wurden aber leider vergessen. Zudem war auch noch Sonntagmorgen und weder ein Geschäft geöffnet, noch ein Mensch auf der Straße. Nachdem wir endlich einen ziemlich nassen Spaziergänger mit Hund gefunden hatten, war der Weg zur nächsten Tankstelle nicht mehr weit.
Das Wetter besserte sich bald und bei kühlen, aber angenehmen Temperaturen ging es direkt am Nottekanal entlang, an Feldern vorbei und durch Wälder direkt nach Mittenwalde. Mittenwalde ist für mich einer der schönsten Orte der gesamten Tour gewesen. Ein kleines Städtchen mit malerischen alten Häusern und Gassen. Als wir in den Ort hineinfuhren war gerade Gottesdienst und der Gesang aus der Kirche schallte durch die menschenleeren Straßen. Genau richtig um eine kleine Pause zu machen und den Ort, der früher eine bedeutende Handelsstadt war, zu betrachten. Durch das Berliner Tor verließen wir Mittenwalde dann in Richtung Groß Machnow. Dort gibt es schöne Badestellen, aber leider war es nun deutlich zu kalt zum Baden.
Die vierte Etappe war für mich landschaftlich eine der schönsten. Ich mag den Charme der kleinen, uralten Dörfer auf dem Brandenburger Land und auch die natürliche Umgebung dieses Streckenabschnitts ließ keine Wünsche offen. Auch wenn es hin und wieder etwas matschig war, konnte man die Natur entlang der vielen Kornfelder und Waldwege genießen. Irgendwo hielten wir unterwegs noch in einem Landgasthof Zur Eiche, der voll von Rentnern war und leckere Pfifferlingssuppe und Germknödel servierte. Außerdem kamen wir nach Diedersdorf, das stark an ein bayerisches Dorf mit Biergarten erinnert. Hier finden wohl immer wieder große Schlagerevents und ein Oktoberfest statt. Gegen Nachmittag erreichten wir schließlich unser Zielhotel in Großbeeren.
Das Traditionshotel Großbeeren ist dem Jahre 1813 und damit dem Sieg von Bülows über Napoleon gewidmet. Überall im Hotel findet man Bilder von preussischen Soldaten und andere Ausstellungsstücke. Mit seiner direkten Straßenlage ist das Hotel nicht unbedingt gut gelegen, das Personal aber sehr nett und die Zimmer sauber und bequem. Normalerweise kann man im hauseigenen Restaurant auch typsiche Speisen aus der Zeit um 1800 kennenlernen, aber als wir vor Ort waren, hatte das Restaurant Ruhetag, so dass wir auf einen asiatischen Imbiss in Großbeeren ausweichen mussten. Außerdem gibt es in Großbeeren noch verschiedene Denkmäler zur Schlacht von 1813 und eine Gedenkstätte für in einem Arbeitslager ermordete Antifaschisten. Bei einem Spaziergang durch den Ort kommt man an allem vorbei.