Manchmal muss ich einfach ein paar Tage alles liegen lassen und ausspannen, um wieder motiviert in den Alltag starten zu können. Genau das habe ich zu Beginn des Monats an meinem Geburtstag gemacht. Es ging für ein Wochenende nach Bad Rothenfelde. Der Kurort liegt in der Nähe von Osnabrück und ist neben seinem Wellnessangebot bekannt für die Biennale, die dort jedes Jahr stattfindet.
Die historischen Gradierwerke und ihr heutiger Zweck
Wenn man durch das Zentrum von Bad Rothenfelde spaziert, fallen einem direkt die dunklen Holzpalisaden auf. Groß und dunkel sind sie nicht zu übersehen und wirkten auf mich ein wenig deplatziert, wie ein kurioses Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten. Tatsächlich ist dies aber die größte Gradierwerkanlage Westeuropas.
Ein Gradierwerk diente früher der Gewinnung von Salz. Die meterhohen Holzgerüste werden mit Schwarzdorn gefüllt. Dann wird die Sole nach oben geleitet und rieselt die Wand aus Ästen hinab. Dabei verdunstet Flüssigkeit und gleichzeitig verbleiben Verunreinigungen an den kleinen Ästen. Unten sammelt sich dann Wasser mit einem deutliche höheren Salzgehalt, das dann weiterverarbeitet werden kann.Ich finde es immer sehr spannend zu sehen, wie Menschen sich früher Naturphänomene, wie hier das Verdunsten des Wassers, zu nutzen gemacht haben. Über Salzgewinnung hatte ich zuvor noch nie nachgedacht. Heutzutage sind die Gradierwerke natürlich nicht mehr in ihrem ursprünglichen Sinn in Betrieb. Die heilsame Wirkung des Salzes hat jedoch dazu geführt, dass Gradierwerke inzwischen zu medizinischen Zwecken genutzt werden können. Das neue Gradierwerk in Bad Rothenfelde kann man dabei sogar betreten und von innen betrachten. Alles ist feucht und salzig und man kann gut erkennen, wie sich Salze an den Ästen ablagern. Hier befindet sich zudem eine Inhalationskammer mit besonders hohem Salzgehalt.
Der hohe Salzgehalt in der Luft führt auch dazu, dass nahe den Gradierwerken keine Pollen fliegen können. Da ich eine ziemlich schwere Gräserpollenallergie habe, ist das für mich ein sehr spannendes Thema. Bisher habe ich nichts gefunden, was mir auch nur im mindesten Erleichterung bietet. Tatsächlich kann ich mir deshalb sehr gut vorstellen, die schlimmste Pollenflugwoche in Bad Rothenfelde zu verbringen. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert und sollte es mir tatsächlich besser gehen, findet ihr mich dann mit Sicherheit jeden Frühling in der Nähe eines Gradierwerkes.
Pure Entspannung im Carpesol
Da es in Bad Rothenfelde natürliche Sole gibt, sind ein großes Thema vor Ort die Bereiche Gesundheit und Wellness. Wir Novememberkinder sind ja leider ein wenig gestraft damit, nie mit einem Picknick oder einer Gartenparty Geburtstag feiern zu können. Da ist ein Tag in der Therme für mich die perfekte Alternative. Die Natursole-Therme Carpesol in Bad Rothenfelde wurde erst 2013 neu eröffnet und bietet neben einem Sportbecken und einem Freiluftsolebecken eine große Auswahl an Saunen und Dampfbädern. Auf dem Dach befindet sich zudem eine Terrasse mit einem Kaltwasserbecken und da sich an diesem Ort alles um Salz dreht, musste ich natürlich auch noch ein Salzpeeling machen. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, wie unglaublich entspannt ich die Therme wieder verlassen habe.
Die Lichtsicht Biennale Bad Rothenfelde
Was mich an Bad Rothenfelde aber am meisten fasziniert hat, war die Lichtsicht-Biennale. Ich wusste, dass im Winter dort eine Kunstaktion mit Videoprojektion stattfindet. Allerdings habe ich, um ehrlich zu sein, nicht sonderlich viel von solch einem kleinen Ort erwartet. Tatsächlich war es dann ein unglaublich beeindruckendes, visuelles Erlebnisse. Gezeigt werden Video- und Lichtinstallationen verschiedener internationaler Künstler. Teilweise laufen die Videos über die komplette Seite des neuen Gradierwerkes. Mit über 300 Meter Länge ist das die längste Projektionsfläche weltweit. Andere Installationen sind auf bestimmten Abschnitten der Gradierweke zu sehen oder werden auf einen Springbrunnen projiziert. Insbesondere die Kunstwerke auf den Gradierwerken muss man live gesehen haben. Weder Fotos noch Beschreibungen können wiedergeben, wie die Projektion auf dem Schwarzdornwänden wirken, durch die langsam die Sole tropft. Es glitzert und auch wenn eine Projektion aus einheitlichen Motiven besteht, so wirken sie doch alle unterschiedliche, da der Untergrund so ungleichmäßig ist
Zusätzlich gibt es interaktive Elemente. So kann man auf der Flammenwall von Holger Förterer Bilder von seinem Handy verbrennen. Dabei wählt man mittels einer App das jeweilige Bild vom Handy aus und es wird auf das Gradierwerk projiziert und unwiderruflich verbrannt, sowohl an der Wand, als auch auf dem Handy. Ein anderes Gradierwerk wird mit Elementen bespielt, die man mittels einer 3D-Brille hautnah erleben kann, sodass man sich teilweise zur Seite bewegt, um nicht von einem der projizierten Ästen touchiert zu werden oder man wird selbst zum Teil der Projektion indem man sich vor bunten Scheinwerfern bewegt und der eigene Schatten dadurch an die Wand geworfen wird.
Die Kulisse und die hervorragenden Projektionen bilden durch ihre Zusammenstellung ein außergewöhnliches Kunstwerk, das man gesehen haben sollte. Wir haben die Biennale in strömenden Regen besucht, was uns nicht davon abgehalten hat, mehr als eine Stunde dort zu verweilen und am nächsten Abend einfach noch einmal hinzugehen, da der Anblick auch beim zweiten Mal noch absolut beeindrucken ist. Wenn ihr in der Nähe seid, solltet ihr euch die Biennale unbedingt anschauen. Man zahlt keinen Eintritt und das ganze läuft noch bis zum 7. Februar 2016.
Die Besuch von Bad Rothenfelde fand im Rahmen einer Pressereise statt.
9 Antworten zu “Salz, Kunst und Wellness in Bad Rothenfelde”
Hallo,
ein schöner Bericht, und dazu noch aus meiner Nachbarschaft. Die Biennale ist wirklich sehenswert.
LG
Annette
Danke! Ja, ich war absolut begeistert. Ich kenne viele Illuminationen aus Berlin, aber so eine beeindruckende wie in Bad Rothenfelde habe ich tatsächlich noch nicht gesehen.
Liebe Grüße,
Julia
Eine wunderschöne Illumination und ein interessanter Bericht, liebe Julia! Herzliche Grüße, Nicole
Man möchte sofort hinreisen. Aber zum Glück wohne ich in dem Ort.
Liebe Sabine, ich denke, dass ich nur Dank dir die Lichtsicht-Biennale in Bad Rothenfelde auf diese eindrucksvolle Art erleben konnte.
Vielen Dank noch einmal!
Liebe Grüße,
Julia
Es hat auch großen Spaß gemacht! Ein Wiedersehen immer gern gesehen.
Ich kenne die „Salinen“ noch aus meiner Kindheit. Sonntags war immer Ausflugtag und das Grenadierwerk gehörte alle paar Wochen einfach dazu. Von dem heute dort Erlebbaren war das meist nur einfache Flanieren in den 70er Jahren natürlich weit entfernt, wir haben es trotzdem geliebt. Wenn ich mal wieder in der Nähe bin, werde ich es auf jeden Fall mal besuchen…