Dank dem Zeilenreich Verlag durfte ich Der letzte Sommer im Mayfair von Theresa Révay als E-Book lesen. Auch wenn ich mich noch ein wenig ans E-Book lesen gewöhnen muss, sehe ich bereits eindeutige Vorteile. Als der Akku allerdings einige Seiten vor Schluß leer war und sich mein E-Book verabschiedete, hätte ich mich doch sehr über die Papierausgabe gefreut. Aber nun zum Buch:
Inhalt: England 1911. Die Rotherfield gehören zu den ältesten Adelsfamilien und leben in Mayfair, London. Doch Traditionen, die jahrhundertelang bestand hatten, verlieren in einer Zeit, in der Arbeiter und Frauen für ihre Rechte kämpfen und die europäischen Großmächte ein Wettrüsten beginnen, langsam an Bedeutung. Edward, der jüngste Sohn der Rotherfields, nimmt an Wettflügen teil, bei denen er gegen den Franzosen Pierre, seinen deutschen Cousin Friedrich und die Amerikanerin May antritt. Diese Figuren werden im Folgenden immer wieder aufeinandertreffen. Aber auch Edwards Schwester Evie, eine bekennende Suffragette, ihr Bruder Julian, der die Familienehre um jeden Preis aufrechterhalten will, die kleine Schwester Viktoria, die endlich heiraten möchte und Pierres Bruder Jean, der in einem atheistischen Frankreich zum Priester wird, spielen eine wichtige Rolle.
Der letzte Sommer in Mayfair erinnert mich inhaltlich sowie vom Aufbau des Romans sehr an Ken Follets Sturz der Titanen. Ein bedeutender Unterschied ist jedoch, dass Theresa Revay ihren Schwerpunkt auf die Rolle der Frau legt. Es gibt auch männliche Hauptprotagonisten, wie die beiden Brüderpaare Edward und Julian, sowie Jean und Phillip, aber bei jeglichen männlichen Hauptcharakteren geht die Autorin nicht in die Tiefe. Die Lebenswege werden beschrieben und auch ihre Gedankenwelt wird betrachtet, aber Die Figuren wirken dennoch etwas blass und leblos. Ganz anders ist es jedoch beiden weiblichen Hauptfiguren Evie und May, die facettenreich charakterisiert werden. Auch die wichtige Rolle der Frau in der Zeit des Umbruchs wird deutlich hervorgehoben, wobei es so erscheint, als ob alle Arbeiterfrauen den Kampf für ihre Rechte aufnehmen, stark und selbstbewusst sind. Auffällig ist auch, dass alle Hauptprotagonisten durchweg Gutmenschen sind, die nur aufgrund ihres sozialen Ranges teilweise leicht negativ handeln, was jedoch zumeist auch gegen ihren eigenen Willen geschieht.
In der Hauptsache wird in Der letzte Sommer in Mayfair die Entwicklung des europäischen Adels mit Schwerpunkt auf England in einer Zeit des Umbruchs dargestellt. Eine Zeit, die das vorbestimmte Leben der Reichen völlig aus dem Ruder wirft. Die historischen Fakten sind dabei gut recherchiert und klar dargestellt. Zentral sind dabei der Kampf der Frauen um da Wahlrecht und gerechte Löhne, sowie der 1. Weltkrieg, aber auch der Untergang der Titanic, die Entwicklung im britischen Parlament und die religiöse Situation in Frankreich vor und nach dem Krieg werden behandelt. Die deutsche und die russische Perspektive werden dabei nur in wenigen Einschüben erwähnt und auch die Sicht der niederen Gesellschaftsschichten wird nur angeschnitten.
Sprachlich liest sich das Buch sehr angenehm und fließend. Spätestens nach der Hälfte des Romans war ich so gefesselt, dass ich den Rest an einem Stück durchgelesen habe.Mit 315 Seiten hat das Buch eine angenehme Länge, in der es der Autorin gelingt eine Zeit der Veränderung historisch gut recherchiert und dennoch literarisch packend zusammenzufassen.
Der letzte Sommer in Mayfair ist, nachdem man sich ein wenig eingelesen hat, spannend und bewegend bis zur letzten Seite. Anders als bei einem Krimi ist in einem historischem Roman der Ausgang immer ungewiss. Wer überlebt und wer stirbt, scheint der Zufall zu entscheiden, zum Opfer ihrer Zeit werden jedoch alle.
Der letzte Sommer in Mayfair von Theresa Revay erscheint bei Zeilenreich und kostet 19,99 Euro.
3 Antworten zu “Theresa Revay: Der letzte Sommer in Mayfair (Rezension)”
Danke vielmals für die nette Rezension über meinen Roman ! Ihr Blog über Berlin finde ich sehr schön… Ich liebe Berlin seit ich über diese wunderschöne Stadt in zwei Romane geschrieben habe.
Viele Grüsse aus Frankreich… Theresa Révay
PS Wenn Sie möchten, können Sie mich bei Facebook besuchen 😉
Liebe Theresa Révay,
da musste ich doch gleich einmal nachschauen, welche Romane sie noch geschrieben haben und werde die beiden Bücher direkt meiner Wunschliste hinzufügen. Ich lese sehr Romane, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielen und da ich Der letzte Sommer in Mayfair in wenigen Tagen durchgelesen habe, freue ich mich schon auf weiteren Lesestoff von ihnen.
Liebe Grüße