Vor einiger Zeit wurde auf Handmade Kultur ein Taschencontest von Prym ausgeschrieben. Ich hatte mich beworben und hatte Glück und wurde ausgewählt. Aufgabe war es, die Matchbag Charlotte zu nähen. Charlotte kann als Rucksack oder als Tasche in unterschiedlichen Variationen genäht werden und hier hieß es natürlich möglichst kreativ zu sein. Im Grunde hatte ich auch eine ziemlich genaue Vorstellung von dem, was ich machen wollte. Dann machte mir aber meine Zeiteinteilung einen ziemlichen Strich durch die Rechnung, denn das geplante Projekt war zeitlich einfach nicht mehr umsetzbar. Dementsprechend musste ich umplanen.Zuerst hatte ich einen Fuchsstoff bereitliegen, den ich zum Geburtstag geschenkt bekommen habe. Dann wäre es eine ganz normale Matchbag aus einem wirklich hübschen Stoff geworden. Bei der Suche nach passendem Futter fiel mir dann allerdings ein ganz anderer Stoff in die Hände, gemustert in gelb, braun und schwarz-weiß, aus samtartigen Polyester. Dabei handelte es sich um den Rest eines Kleides, das meine Tante in den 70er Jahren getragen hat. Meine Oma kramte ihn vor einiger Zeit aus ihrer Stoffkiste und meinte, dass sie das Kleid damals kürzen musste und der abgeschnittene Teil zu schade zum Wegschmeißen gewesen wäre und seitdem in ihrer Stoffkiste gelegen hätte. Und schon gehörte der Rockrest mir. Die Gelbtöne in dem Rock ließen mich innehalten, so dass ich plötzlich diesen Stoff auf dem Tisch und den Fuchsstoff unterm Tisch hatte. Der Stoff ist allerdings ziemlich dünn. Bei meiner zweiten Suche nach einem passenden Futter, suchte ich dementsprechend etwas festes als Kombistoff. Im Kopf hatte ich etwas wie Jeans und nachdem das Stoffregal nichts passendes im Angebot hatte (wie immer natürlich) fiel mir meine schwarze Jeans ein, die vor einiger Zeit beim Streichen ziemlich viel weiße Farbe abbekommen hatte. So war sie nicht mehr tragbar, aber zum Upcyceln perfekt. Und da ich jetzt ungeplant ein Upcycling-Projekt zusammengestellt hatte und noch auf der Suche nach der passenden Kordel für den Matchsack war, bot es sich fast an, auch diese aus alten Dingen herzustellen. In meiner Schublade lagert immernoch ein Stück vom Ledersofabezug meiner Oma, aus dem ich z.B. auch diese Clutch genäht habe. Ich war etwas unsicher, ob das Leder gut zu dem gelben Kunstleder passen würde, das die Basis des prymcontestes war, aber rein vom Gefühl her wollte ich diese drei Materialien kombinieren und so sozusagen drei Generationen in einer Tasche vereinen.
Zur Teilnahme am Contest erhielt ich ein Materialpaket mit dem Schnittmuster Charlotte sowie verschiedenen Materialien von Prym, wie dem Taschenboden, Kordel, Gurtband, Träger, Ösen ect. Daraus habe ich eine Auswahl getroffen und mit meinen Upcycling-Materialien kombiniert:
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Material:
- alte Jeans
- Rest von einem alten Rock
- alter Couchbezug
- Prym Taschenboden Charlotte
- Ösen Prym 14mm
- Prym Kordelstopper
- Taschengurt
- Karabinerhaken
- Bügelvlies
- Nähgarn
Und so habe ich den Upcycling-Matchsack genäht
Zuerst habe ich die Jeans auseinandergenommen. dazu habe ich das Bündchen abgetrennt und die Hosenbeine aufgeschnitten. Danach habe ich die Hose auch vorne aufgeschnitten und den Reissverschluss entfernt. Dann habe ich an der nun bestehenden Lücke zwischen den Beinen einen Keil eingesetzt, so dass ich ein rechteckiges Stück Jeans hatte. Praktischerweise hat so eine Jeans ja viele Taschen. Auf das Einnähen von Taschen in das Futter kann man dementsprechend verzichten.
Den Rock habe ich ebenfalls aufgeschnitten. Er lief offensichtlich schmal in eine Richtung zu, so dass der Stoff, der alle 20cm durch eine Naht getrennt war, alles andere als gerade vor mir lag nach dem Aufschneiden. Ich wollte aber die Struktur des Rockes nicht auflösen, sodass ich einfach versucht habe, ein möglichst rechtwinkliges Stück aus dem Stoff herauszuschneiden, statt ihn aus Einzelteilen zu einem perfekten und geraden Rechteck zuzuscheiden. Den Rockstoff habe ich mit Bügelvlies verstärkt, weil er wirklich sehr leicht und dünn ist, halt ideal für einen Rock. An das Rockteil habe ich dann per Hand den Boden von Charlotte angenäht. Auch das Innenteil hat einen Boden aus Jeans bekommen. Das Zusammennähen geht ja wirklich blitzschnell. Oben an das Innenteil habe ich noch ein Schlüsselband aus dem Rockstoff mit Karabinerhaken genäht. Hier auf dem Bild habe ich die gesamte Tasche einfach gewendet. Theoretisch könnte man sie tatsächlich auch als Wendetasche nutzen, auch wenn mir die Jeansvariante aufgrund ihrer etwas tristen Farbe nicht so gut gefällt. Aber so kann man wenigstens schön sehen, wie praktisch die Hosentaschen sich im oberen Bereich der Tasche machen.
Nun musste ich mich noch dem Jeansbündchen widmen. Mit dem Hammer habe ich dort die großen Ösen eingeschlagen, durch die dann die Kordel gefädelt werden sollte. Das Jeansbündchen wurde dann ganz einfach oben an die Tasche angenäht, so dass es sowohl Außen-, als auch Innenteil der Tasche einfasste. Vorne hatte die Hose, die übrigens bestimmt 15 Jahre alt war, einen großen Glitzerknopf. Der musste natürlich unbedingt dranbleiben.
Nach dem Bündchen fehlte noch die Kordel. Dazu habe ich aus dem Lederbezug ein paar dünne Streifen geschnitten und diese miteinander verflochten. Die Kordel ließ sich problemlos durch die Ösen fädeln und dank der Gürtelschlaufen am Jeansbündchen wird sie auch von außen gut an ihrer Position gehalten. Die Enden der Lederkordel habe ich offen gelassen und mit einem Kordelstopper gesichert.
Als letzter Schritt musste nur noch der Gurt angenäht werden. Hier habe ich den passenden Gurt zum Boden verwendet und ihn ebenfalls per Hand angenäht. Mit dem Projekt habe ich gestern Abend gegen 22.00 Uhr begonnen und heute Vormittag konnte ich dann schon bei strahlendem Sonnenschein ein paar Bilder machen. Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis und habe so eine neue und einzigartige Tasche, mit der ich immer ein bisschen Familiengeschichte bei mir trage.
5 Antworten zu “Upcycling – 3 Generationen in einer Tasche”
Hi Julia,
dein Matchbag ist total genial, fantastisch wie du die unterschiedlichen Materialeien verwendet hast!
Super ist auch, dass du beim Linkup im QuiltBlog mitmachst, Danke!
LG
Bente
Vielen Dank! Von deiner Matchbag bin ich sowieso begeistert. Ich liebe Patchwork, bin aber immer zu ungeduldig für solch großartige Werke.
Alles Liebe,
Julia
Sehr hübsch, die Tasche würde mir auch gefallen 🙂
Hallo Julia,
du redest bei mir von einem Meisterwerk? Nee, deine Matchbag ist ein Meisterwerk. Echt genial klasse, wie du die Materialien vereinigt hast. Suuuuuper.
Gruß Gabriele
Ein sehr schönes Upcycling Projekt!
Liebe Grüße, Jenny