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Ursula Krechel liest Landgericht

Ursula Krechel liest Landgericht 1

Im Rahmen der internationalen Literaturwoche Berlin hat Ursula Krechel im Literaturhaus aus ihrem neuen Roman Landgericht gelesen. Ich kannte die Autorin vorher nicht, fand aber das Thema ihres neuen Romans sehr interessant.

In Landgericht geht es um den Juden Richard Kornitzer, der 1947 nach zehn Jahren im kubanischen Exil nach Deutschland zurückkehrt. Dort trifft er auf seine Frau, die er seit seiner Flucht nicht mehr gesehen hat. Auch die Kinder wurden zu ihrem eigenen Schutz nach England in Sicherheit gebracht und sind zu Beginn der Geschichte noch vermisst. Kornitzer versucht in seiner alten Heimat, die nun eine ganz andere ist, wieder heimisch zu werden und spürt als erstes, wie fremd ihm seine eigene Frau geworden ist. Gerne möchte er in seinen alten Beruf als Richter wieder zurückkehren und auch die Kinder sollen nach zehn Jahren Trennung so schnell wie möglich wieder zurück kommen, damit die Familie wieder beisammen sein kann, doch vieles hat sich geändert.

Diese kurze Zusammenfassung kann ich nur aus dem wiedergeben, was bei der Lesung vorgetragen wurde. Die Lesung fand in einem eher kleinem Rahmen statt und wie meist bei Lesungen war das Publikum durchschnittlich eher 50+, was ich immer sehr schade finde. Die Veranstaltung wurde von einer Moderatorin eingeleitet, die im Nachhinein auch noch einige Fragen an die Autorin stellte. Als die Moderatorin der Veranstaltung erzählte, das Ursula Krechel eigentlich Lyrikerin ist, war ich zuerst etwas skeptisch, da ich zur Zeit noch keine Verbindung zu lyrischen Werken aufbauen kann und sie eher ungern lese. Die Autorin begann aus dem ersten Kapitel zu lesen und ich fühlte mich bestätigt. Zu den ersten Szenen gehörte eine Berührung zwischen Kornitzer und seiner Frau, die in so detailreich beschrieben wurde, wie es wohl nur eine Lyrikerin kann. Da ich ein eher ungeduldiger Mensch bin, dauerte mir diese Szene entschieden zu lang und ich befürchtete, dass Landgericht vvielleicht doch kein Buch nach meinem Geschmack ist. Doch bereits nach wenigen Minuten war ich wie gefesselt von der Geschichte. Abgesehen davon, dass Ursula Krechel eine hervorragende Lesestimme hat, fühlt man sich durch ihre Beschreibungen auch gleichzeitig wie direkt an den Bodensee und in eine andere Zeit versetzt. Sie las sowohl aus dem ersten, als auch aus dem fünftem Kapitel, das vom Spannungsgrad eine deutliche Steigerung darstellte. Im fünftem Kapitel beschreibt die Autorin, wie Kornitzers Frau Claire die wiedergefundenen Kinder in England besucht und feststellen muss, dass die Kinder sich in ihrer neuen Heimat wohl fühlen und Angst vor ihr haben. Sie sprechen kein Deutsch, sind fast erwachsen und fühlen sich durch diese Frau, die ihre Mutter sein will und von der sie fast ihr ganzes Leben nichts gehört haben bedroht. Auch Claire ist von der Situation völlig überfordert, da sie kein Englisch spricht und sich mit niemandem verständigen kann.

Und dann war die Lesung vorbei und man wurde urplötzlich aus der Geschichte herausgerissen. Hätte ich das Buch in der Hand gehabt, hätte ich sicher nicht an dieser Stelle geendet. Eine spannende Geschichte, die emotional einen historischen Aspekt beleuchtet, der mir völlig unbekannt war. Landgericht landet definitiv auf meiner Wunschliste, auch wenn ich es mir bei einem Preis von knapp 30 Euro nicht direkt kaufen konnte.

WERBUNG: Nach der Lesung stellte die Moderatorin noch einige Fragen zur Entstehung des Romans, wobei ich gleichzeitig auch noch aufmerksam auf Ursula Krechels ersten Roman Shanghai fern von wo aufmerksam wurde, der sich mit deutschen Auswanderern nach Shanghai beschäftigt und der auch auf meiner Leseliste landet. Dieses Buch gibt es zum Glück schon in der günstigen Taschenbuchversion. Landgericht ist übrigens auch für die aktuelle Shortlist nominiert.

 


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