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Bulgakow, Pussy Riot und eine Bildungslücke

Bulgakow, Pussy Riot und eine Bildungslücke 1

Zur Zeit läuft das internationale Literaturfestival Berlin und überall in der Stadt wird aus den unterschiedlichsten Büchern vorgelesen. Die meisten der vorgestellten Bücher kenne ich nicht, da sie nicht unbedingt die Bestsellerliste widerspiegeln, sondern Autoren aus aller Welt die Möglichkeit geben, ihre Werke in Berlin vorzustellen. Dementsprechend habe ich mich auch nicht auf die gestrige Lesung aus Bulgakows „Meister und Margarita“ vorbereitet.Bulgakow, Pussy Riot und eine Bildungslücke 2

Bulgakow, Pussy Riot und eine Bildungslücke 3Im Berliner Festspielhaus wurde aus der neuen Übersetzung des Romans von Alexander Nitzberg gelesen. Da  Bulgakow schon eine Weile nicht mehr unter den Lebenden weilt, lasen an seiner Stelle Wladimir Kaminer, Jakob Hein, Marion Brasch und Janne Teller. Zwischendurch sorgte die Bolschewistische Kurkapelle Schwarz Rot für Musik und gute Stimmung. Das ganze war eine Charityveranstaltung zugunsten der Anwälte der in Russland inhaftierten Band Pussy Riot.

Mit diesem wenigen Faktenwissen habe ich die Lesung besucht, die bis auf den letzten Platz ausgebucht war. Der Beginn verzögerte sich, da immer noch Leute einen Platz suchten. Das Publikum war zu bestimmt 95% deutlich älter als ich, was aber bei kulturellen Veranstaltungen in Berlin nicht ungewöhnlich ist. Der Veranstalter berichtete ein wenig zur Entstehung des Buches, das von Bulgakow bis zu seinem Tod 1940 in sieben Fassungen geschrieben wurde, wodurch die jeweilige Entfassung Spielraum für Interpretationen lässt. „Der Meister und Margarita wurde in Russland erst 1968 zum ersten mal in stark zensierter Form veröffentlicht. Es handelt sich bei Bulgakows Roman um ein satirisches Werk, das sich mit dem Leben in Moskau beschäftigt. Dabei tritt der Teufel getarnt als Ausländer auf und bringt mit seinen Gehilfen das städtische Leben durcheinanderbringt.

Interessant war für mich, das der Inhalt des Romans wenig konkretisiert wurde. So gut wie jeder Besucher der Lesung schien den Roman zu kennen, der mir persönlich völlig unbekannt war. Außerdem verbanden alle Lesenden ihre ganz persönliche Geschichte mit „Der Meister und Margarita“. Wladimir Kaminer berichtete, wie er in den 80er Jahren in der Armee eine gekürzte Fassung des Romans gelesen hatte, Marion Brasch brachte ihre eigene, alte Ausgabe des Romans mit und auch Janne Teller erinnerte sich daran, wie sie zum ersten Mal Bulgakows Werk las. Das Publikum nahm die teils lustigen Anekdoten mit Gelächter auf und erinnerte sich offenbar ebenfalls.

Ich nicht. Schließlich hatte ich vor der Veranstaltung so gut wie nichts über dieses Buch gewusst. Ein unangenehmes Gefühl, wenn man sich als Unwissende zwischen Wissenden wähnt und das obwohl ich eigentlich ziemlich viel lese und dabei nicht nur neue Werke auswähle. Auch in der Schule ist mir Bulgakow nicht untergekommen, wobei russische Literatur dort auch nicht auf dem Lehrplan stand.

Eine Bildungslücke?

Alle Beteiligten kannten den Roman, hatten ihn aber offensichtlich bereits vor einiger Zeit gelesen. Zu einer Zeit, die ich nicht bewusst miterlebt habe. Die deutsche Teilung, die Sowjetunion, staatliche Überwachung und Unterdrückung waren für mich Begriffe aus dem Geschichtsbuch, nichts was ich direkt miterlebt habe. Natürlich ist das Bewusstsein vorhanden, dass es nicht überall auf der Welt mit rechten Dingen zugeht, aber jede Generation erlebt die Welt anders und urteilt dementsprechend. Für mich wirkt es so, als ob Bulgakows Roman mehrere Genrationen geprägt hat, aber für viele nach den Ende der Sowjetunion geborene nicht mehr den selben Stellenwert besitzt, wie während des Kalten Krieges.

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In letzter Zeit war den Medien jedoch zu entnehmen, dass in Russland Zensur und Unterdrückung wieder zunehmen, was nicht zuletzt an der Verurteilung von Pussy Riot beispielhaft bewiesen wurde. Genau dies zeigt auch, wie aktuell „Der Meister und Margarita“ auch heutzutage noch ist oder zu sein scheint, denn genaueres kann ich nicht sagen, ohne den Roman gelesen zu haben. Die Lesung hat mir zwar  einen Einblick in den Roman verschafft, aber ich könnte nicht einmal die konkrete Handlung zusammenfassend erläutern. Dazu waren die vier vorgestellten Abschnitte zu kurz und wenig zusammenhängend. Also werde ich den Bulgakows Roman  „Meister und Margarita“, der laut wikipedia  den bedeutendsten russischen werken des 20. Jahrhunderts gehört, bald selbst lesen.

 Habt ihr Meister und MargaritaBulgakow, Pussy Riot und eine Bildungslücke 2 gelesen?


2 Antworten zu “Bulgakow, Pussy Riot und eine Bildungslücke”

  1. Nein, ich hab das Buch auch nicht gelesen – ich muss gestehen, dass ich noch nicht mal den Namen Bulgakow kenne. Aber ich stehe zu meinen Bildungslücken 🙂

    LG

    Tina

    • Ich ja wie gesagt auch nicht. Da „Der Meiste und Margarita“ aber für alle anderen in diesem Saal von so großer Bedeutung war/ist, ist mein Interesse jetzt geweckt. Naja und kleine Bildungslücken ab und an zu schließen, ist vielleicht auch nicht schlecht 😉

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