Für mein Projekt „Wenn jemand eine Reise tut“ brauchte ich unbedingt noch ein Reisegepäck. Da ich bereits im letzten Jahr eine Reisetasche genäht hatte, fiel die Reisetasche schon mal weg, denn ich nähe ungern etwas, was ich nicht gebrauchen kann. Was ich noch nicht hatte, war hingegen ein selbst genähter Reiserucksack. Um ehrlich zu sein, habe ich vorher noch nicht mal annähernd so etwas wie einen Rucksack genäht, so dass ich mir erst einmal den Uni-Rucksack von meinem Freund angeschaut habe. Vom Prinzip her sah das gar nicht so schwierig aus.
Ich habe durch den DIY-Blogger-Contest so viel neues ausprobiert und es tatsächlich geschafft, alle meine kleinen Werke nach eigenen Schnitten und Ideen umzusetzen, dass ich mich schlussendlich auch an den Reiserucksack gewagt habe. Erstaunlicherweise ist der Rucksack fertig geworden, ohne dass ich allzu viele Nähte wieder auftrennen musste. Eigentlich hat das Nähen des Rucksacks genau so funktioniert, wie ich es geplant hatte, was bei mir nicht allzu oft der Fall ist 😀
Der Rucksack ist übrigens extra besonders groß, da er ja eine Reisetasche ersetzen soll. Genäht habe ich ihn aus einem festen Jeansstoff mit leichtem Stretchanteil. Stretch ist nicht unbedingt von Vorteil bei einem Rucksack, aber dieser Stoff war der einzig halbwegs passende, den ich in meiner Stoffsammlung finden konnte. Das Innenfutter ist einer der super schönen Swafing – Julia europe – Stoffe. Außerdem befindet sich im Innenteil eine kleine Tasche für Wertsachen. Zugemacht werden kann der Rucksack mittels einer zweifarbigen Häkelkordel, durch die man die große Öffnung zuziehen kann. Danach wird die Klappe über die Öffnung geschlagen und mit den Haken geschlossen.
Die Träger sind im Schulterbereich gefüttert und lassen sich, je nach Größe des Trägers und Füllmenge des Rucksacks, verstellen. Meine zwei Highlights an dem Rucksack sind die applizierte Patchwork-Windrose auf der Klappe des Rucksacks, sowie das gehäkelte Granny Square auf der Vorderseite. Das Granny-Square ist an drei Seiten aufgenäht, so dass es als Netz fungiert und man unterwegs zum Beispiel Zeitschriften oder ein Kissen immer griffbereit darin verstauen kann. Das Netz wird an der Oberseite zusätzlich durch zwei Knöpfe verschlossen. Ich habe euch auch aufgeschrieben, wie ich beim Nähen vorgegangen bin, weshalb der Artikel ziemlich lang geworden ist. Vielleicht hilft euch das, wenn ihr auch mal einen Rucksack nähen möchtet.
So wird der Rucksack genäht
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Material
- Jeansstoff
- Baumwollstoff Webware(hier: Swafing Stoff Julia europe)
- Schnallen
- Haken
- Knöpfe
- D-Ringe
- 3 Knäuel Wolle (hier Merinowolle Lana Grossa)
- Gurtband
- Vlieseline H250
- weiches Vlies
- Garn
- Ösen
- Nähmaschine – Meine Nähmaschinenempfehlungen findet ihr hier
Anleitung – Schritt für Schritt zum Reiserucksack
Granny-Square
Zuerst war bei mir das Granny-Square fertig. Ich hatte die Wolle in der Hand und wollte schon immer mal ein Granny-Square ausprobieren, weshalb ich einfach eines gehäkelt habe, ohne genau zu wissen, was ich damit später machen würde. Das Granny-Square habe ich nach der Anleitung von Ribbelmonster gehäkelt. Sehr gut beschrieben und auch für Anfänger leicht nachzuvollziehen.
Die Gurte
Die Schultergurte bestehen aus Baumwollstoff in der Größe 40cm x 10cm. Zusätzlich sind sie mit Volumenvlies gefüttert. Das Vlies wird auf die Rückseite des Stoffes gebügelt, der Stoff rechts auf rechts gefaltet und an der landen Seiten geschlossen und dann gewendet. Nach dem Wenden bügelt ihr den Gurt und schlagt die Enden an einer der schmalen Seiten nach innen ein. Hier kommt gleich das Verbindungsstück zum Gurtband hinein. Dann wird ein schmaleres Stück Stoff (ca. 10cm x 7cm) auf rechts gefaltet und an der langen Seite geschlossen und dann gewendet. Dann wird dieses Teil wiederum mittig gefaltet und ein D-Ring eingelegt. Die offenen Enden des Teils werden in das offene Ende des breiten Gurtes geschoben und die Lücke geschlossen. Am besten näht man über diese Stelle mehrfach rüber, da sie später das Gewicht des Rucksackes tragen muss. Nun können die Kanten des Gurtes noch schmalkantig abgesteppt werden. Für den unteren Teil der Gurte benötigt ihr zudem Gurtband und eine Schnalle zum verstellen der Länge.
Der Rucksack
Der Rucksack an sich besteht nur aus wenigen Teilen. Einmal benötigt man eine Rückenseite. Die hat bei mir die Maße 65cm x39cm. Dann benötigt man eine Vorderseite, bei mir mit den Maßen 55cm x 65cm. Zusätzlich noch einen etwa halbkreisförmigen Boden und eine Klappe für den Deckel. Das ganze benötigt man einmal aus festem Stoff für außen und einmal aus Baumwollstoff für innen. Außerdem habe ich den Boden mit Vlieseline H250 verstärkt und die Klappe für den Deckel mit weichem Vlies gefüttert. Ich habe die Klappe noch mit einer Windrose dekoriert, ihr könnt natürlich auch irgendetwas anderes applizieren.
Am Außenteil werden zuerst die beiden D-Ringe für den Verschluss des Rucksacks befestigt. Dazu habe ich zwei Schlaufen aus dem schwarzen Jeansstoff genäht und darin die D-Ringe eingehängt. Die Schlaufen habe ich dann in gewünschter Höhe angenäht und zwar so, dass später das gehäkelte Netz über den Schlaufen liegt.
Danach habe ich das Granny-Square aufgenäht. Ich habe mich an der unteren Kante des Rucksackes orientiert und es mittig mit ca. 1,5cm Abstand zum Stoffrand angenäht, sowie an den beiden Seiten. Am oberen Ende habe ich auf den beiden Schlaufen mit den D-Ringen zwei große Knöpfe befestigt, so dass man das Netz ein wenig verschließen kann.
In die Klappe des Rucksackes müssen die beiden Gurtbänder mit den Hakenverschlüssen eingenäht werden. Dazu habe ich zuerst das Bügelvlies auf die Innenseite der Klappe gebügelt. Danach habe ich die Verschlusshaken in das Gurtband eingeschlagen und die benötigte Länge und Position durch ausprobieren festgestellt. Nun habe ich zuerst die äußere Lage der Klappe mit dem Motiv nach oben vor mich gelegt und darauf die Gurtbänder inklusive Haken an die richtige Position. Die Haken zeigen dabei in Richtung der geraden Seite der Klappe. Darauf kommt das Innenfutter der Klappe, mit dem Motiv nach untern. Jetzt wird die Rundung zusammengenäht und die Klappe gewendet. Auch hier kann am Rand schmalkantig abgesteppt werden.
Nun müssen noch die Gurte an der Rückseite befestigt werden. Dazu habe ich ausgemessen, wie groß der Abstand zwischen den Gurten sein sollte, damit ich den Rucksack bequem tragen kann (in meinem Fall 18cm). Genau an dieser Stelle werden die offenen Seiten der Gurte an der Rückseite des Rucksacks befestigt. Auch hier sollte man die Naht besser mehrfach nähen, da die Gurte und damit auch die Naht das spätere Gewicht des Rucksackes tragen müssen. An die untere Seite des Rucksackes werden passen zu den oberen Gurten die beiden Gurtbänder angenäht.
Zuletzt wird der Rucksack zusammengenäht. Dazu näht man das Rückenteil rechts auf rechts an den bristen Seiten an das Vorderteil. Danach wird der Boden angenäht. Das gleiche macht man mit den drei Teilen für das Innenfutter. Dann steckt man das Innenfutter in den Rucksack und schlägt sowohl Außenmaterial, als auch Innenfutter an den oberen Kanten nach innen ein. An der hinteren Seite wird zwischen Innenfutter und Außenmaterial noch die Klappe dazwischen geschoben. Jetzt wird alles durch eine Naht am oberen Rand miteinander verbunden. An der Verbindung zwischen Vorder- und Hinterteil habe ich jeweils eine kleine Öffnung für die Kordel gelassen.
Nun kommt noch die Verschlusskordel. Auf der Vorderseite wird im Abstand von ca. 2cm zum Rand noch eine weitere Naht genäht. Hier soll die Verschlusskordel durchgezogen werden. Mittig werden mit der Lochzange zwei Löcher gestochen, in die zwei Metallösen gepresst werden. Ich habe mich für zwei Kordeln entschieden, die ich durch die Ösen bis zu den zwei kleinen Öffnungen zwischen Vorder- und Rückseite gezogen habe. An dieser Stelle werden die Öffnungen nun geschlossen und dabei die Kordeln direkt mit angenäht (besser auch hier mehrfach über die Naht gehen). Nun kann man die Öffnung des Rucksacks problemlos per Kordel schließen und weiten.
Zuletzt habe ich noch ein kleines Mäppchen für Wertsachen in das Innenfutter des Rucksacks genäht. Ich habe das Mäppchen so positioniert, dass die Naht dafür direkt auf der Naht der Klappe liegt, so dass man sie nicht sieht.
12 Antworten zu “Genäht – Reiserucksack für den nächsten Urlaub”
Der Rucksack sieht so toll aus. Vor allem die Granny-Square-Tasche vorn ist echt super! Den Rucksack muss ich Montag dann mal ganz von Nahem inspizieren.
Bis dahin dann und viel Erfolg beim Contest!
Wow, der Rucksack sieht klasse aus. Und du hast an alles gedacht toll.
Und dazu noch noch Outfit. Nun kann es ja losgehen 🙂
Liebe Grüße, Andrea
Der Rucksack ist wirklich toll 🙂 Ich liebe es, wenn viel Zeug in eine Tasche passt, und das scheint hier eindeutig der Fall zu sein! ^^ 😛
Ich für meinen Geschmack hätte den Stern weggelassen, aber sonst sieht er echt toll aus. Gute Arbeit. 😀
Der Rucksack ist der Hammer! Vor allem das Netz vorne ist eine super Idee.
Ich glaube jetzt bin ich absolut inspiriert mir auch einen Reiserucksack zu nähen! 🙂
Hi,
sowas suche ich schon seit Langem. Ob man das auch mit etwas wasserabweisenden nähen kann? Falls Du vorhast, das Schnittmuster und ein Tutorial einzustellen (oder als ebook zu verkaufen) wäre ich dabei.
LG
Susi
Liebe Susanne, vielen Dank für deine Rückmeldung! Ich werde versuchen, den Rucksack noch mal als Schnittmuster fertigzumachen. Müsste eigentlich auch aus wasserabweisenden Material funktionieren 🙂
Alles Liebe,
Julia
Hallo Funkelfaden! Der Rucksack ist super. Ich habe ihn nachgenäht und habe dafür zwei alte Jeans verarbeitet und die alten Schnallen eines kaputten Rucksacks. Die Idee mit dem Netz finde ich super!
Herzliche Grüße Katrin
Hallo Julia , gibt es denn ein Schnittmuster von dem Reiserucksack? ich würde mich nämlich sehr gerne daran versuchen,sobald ich Kleid Cleo fertig habe.
LG Oma Edi
Liebe Edeltraud,
leider gibt es nur diese knappen Hinweise hier, aber ein neues, richtiges Rucksack-Tutorial steht auf meinem Plan 🙂
Alles Liebe,
Julia
Hallo Julia,
mein großer Reiserucksack, der mich auf unzähligen Backpacker-Touren begleitet hat, hat leider nach 19 Jahren den Geist aufgegeben (es sei es ihm gegönnt). Jetzt schleiche ich schon ein halbes Jahr um Ersatz herum, kann mich aber einfach nicht auf einen festlegen. Den Rucksack selbst zu nähen, finde ich eine tolle Alternative. In der Größe hätte ich mich erstmal gar nicht herangetraut, aber das hat natürlich den Vorteil, dass man selbst über Reißverschlüsse und Co. bestimmt kann. Tolle Anregung, danke!