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Zu Gast in einer italienischen Familie

Zu Gast in einer italienischen Familie 1

Golf von Neapel 2016

In den letzten Wochen ist es sehr ruhig hier im Blog. Dafür bin ich umso beschäftigter mit einem Umzug, der sehr spontan kam, aber unbedingt notwendig war. Sobald alle Möbel stehen und Kisten ausgeräumt sind, geht es aber hier auch gewohnt kreativ weiter und natürlich werde ich euch auch vom Wohnungswechsel berichten. Zuvor aber noch der versprochene Rückblick ins damals eigentlich eher winterliche Italien, genauer nach Neapel und an den Golf von Neapel.

Italien 2016 Torre AnnuntiataIch war zu Gast bei einer lieben Freundin und ihrer Familie in Torre Annunziata. Ein idyllischer Ort, direkt am Golf von Neapel, der offenbar keine Touristen kennt. Und das, obwohl man über das Meer einen großartigen Blick nach Capri hat, während im Rücken der Vesuv über die Stadt hinausragt. Ein ideales Panorama für Touristenmassen, aber von Hotels und Pensionen ist weit und breit nichts zu sehen. Dafür schlendern die einheimischen Tag für Tag, Abend für Abend über den lebendigen Corso, besuchen die kleinen Geschäfte, unterhalten sich lautstark auf der Straße, kaufen weichgebrannte Mandeln und Eis. Die kleine Stadt wirkt lebendig und mit dem Zug, der die Küstenorte miteinander verbindet, ist man in nur 30 Minuten in Neapel. Aber auch Sorrent, ein bei Urlaubern weitaus bekannterer Ort, insbesondere für seine Orangen- und Zitronengärten und die daraus entstehenden Köstlichkeiten, liegt an den Schienen des Zuges. Sorrent, wie auch Neapel, sind im Winter sehr ruhig, warten darauf, das die Urlauberströme der warmen Jahreszeit die Straßen wieder bevölkern. Golf von Neapel 2016

Ruhig und gleichzeitig auch überhaupt nicht ruhig waren die Tage vor Ort für mich. Wir verbrachten viel Zeit bei meiner Freundin zu Hause, bei so einer großartigen Dachterrasse aber auch kein Wunder. Während in Deutschland schon graues Winterwetter herrschte, beglückte uns die Sonne in Italien mit angenehmen 20 Grad und warmen Strahlen. Mir wurden ein großer Teil der Familie, Freunde und Bekannten vorgestellt. Spannenderweise sprachen die meisten von Ihnen, egal welchen Alters, kein oder nur sehr wenig Englisch. Im Grunde ist das aber egal. Eine Fremdsprache ist manchmal gar nicht notwendig. Kaum war ich vorgestellt, sprudelten alle auf italienisch los, nutzten dabei so viele Gesten, dass es mir teilweise auch ohne Italienischkenntnisse möglich war, dem Gespräch zu folgen und dank übersetzender Freundin auch problemlos auf deutsch mich unterhalten konnte. Besonders herzlich wurde ich von ihren Eltern aufgenommen, großartige Menschen, deren Wärme über Sprachgrenzen hinaus wahrnehmbar ist. Beide arbeiten im Familienbetrieb, wobei die Mutter immer etwas früher in die Mittagspause geht, um zu kochen. Sehr sehr lecker zu kochen. Und die Mittagspause ist in Italien ausgedehnt, nicht wie bei uns nur kurz Zeit um irgendwo schnell etwas in sich hineinzustopfen, nein, man macht ein paar Stunden Pause, isst gemütlich mit der Familie, geht spazieren und kommt am späten Nachmittag zurück ins Geschäft. Ein angenehmes Prinzip, das natürlich der sommerlichen Hitze geschuldet ist, den Tag aber auch einfach lebenswerter macht, da man viel mehr von ihm hat und nicht erst in den späten Abendstunden Zeit für sich und seine Lieben finden kann. 

Zu Gast in einer italienischen Familie 2

Die Küche scheint bei italienischen Familien der zentrale Ort zu sein. In den meisten Wohnungen war sogar direkt der erste Raum, von dem dann alle weiteren Räume abgingen, die Küche. Ganz anders als bei uns, wo die Küche oft nur zum Kochen genutzt wird, werden hier auch Gäste empfangen und gemeinsam gegessen. Das ist aber auch kein Wunder, schließlich dauert das Kochen auch deutlich länger, als ich es gewohnt bin, da man meist mehrere Gänge ist und auch das Essen an sich zieht sich dann dementsprechend. Gemütlich sitzt man so mehrere Stunden am Küchentisch, isst, redet, isst, redet, isst und redet. Das das Frühstück meist ausfällt, ist mir nun auch kein Rätsel mehr. Wenn man bis 23 Uhr zu Abend isst, und zwar große Mengen, dann hat man am nächsten Morgen natürlich nur wenig Hunger und ein Kaffee reicht dann völlig aus. Für mich als Frühstücksfanatiker eigentlich völlig undenkbar, aber schon nach zwei Tagen hatte ich mich daran gewöhnt. Seht ihr diese wundervollen Kacheln? Alle Küchen, die ich gesehen habe, waren ausgekleidet mit solchen und ähnlichen farbenfrohen, wunderschönen Mustern. Eine wahre Freude, in einer Küche dieser Art, wenn sie auch noch große Fenster mit Blick aufs Meer hat, zu verweilen. 

Italien 2016 Torre Annuntiata

Einen ganz besonderen Moment durfte ich bei der Tante meiner Freundin miterleben. Sie unterrichtet in ihrer Villa mit Mandarinenbäumen im Garten am Klavier. Ein junges Mädchen ist eine ganz besondere Schülerin. Sie ist blind, wahrscheinlich Autistin. Ein stilles Mädchen, Lucia, die sich höflich vorstellt, auch ein bisschen englisch kann. An längeren Unterhaltungen ist sie aber weniger interessiert, viel mehr zieht sie das Klavier wie magisch an. Sobald sie sitzt und gesagt bekommt, was sie spielen soll, fliegen ihre Finger nur so über die Tasten und ihr Gesichtsausdruck verändert sich. Ein unglaubliche Freude scheint sie zu erfüllen, solange sie spielt. Neben der unglaublichen Musik, die sie dem Instrument entlockt, ist es auch das, was für Gänsehaut sorgt. Jeder kleine Hinweis der Lehrerin, wird sofort aufgenommen, ohne nachzudenken spielt sie genau von der Stelle weiter, die ihr gesagt wird. Ihre Lehrerin bezeichnet sie als absolutes Wunderkind, etwas, was sie so noch nicht erlebt hat. Sie lernt schneller und besser, als alle anderen Schüler, die sie je hatte. Lucia stammt aus einer nicht musikalischen geschulten Familie, aber als Kleinkind spielte sie bereits auf einem Kinderspielzeug Werbemelodien aus dem Fernsehen nach, weshalb ihre Eltern sie zum Klavierunterricht brachten, damals noch mit Noten ohne Brailleschrift. Und das Klavier scheint für dieses Mädchen eine Art Lebenselexier geworden zu sein, etwas das ihr scheinbar eine Freude bereitet, die die meisten anderen Menschen so wahrscheinlich nicht empfinden und verstehen können. Wundervoll, solch ein Talent miterleben zu dürfen und zu sehen, wie glücklich sie dabei ist. 

Italien 2016 Torre Annuntiata

Das Meer, das so verlockend schon vom Fenster aus glitzerte, durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Auch wenn meine Freundin meinte, dass sie normalerweise zu dieser Jahreszeit und bei diesen Temperaturen niemals schwimmen gehen würde, so schwammen wir doch eine Weile im erstaunlich milden Wasser in Richtung Capri. Ein so schöner Aufenthalt, aus dem ich viel Kraft für die darauf folgende, manchmal doch recht anstrengende Zeit gezogen habe.  Und wenn ich jetzt die Bilder sehe, würde ich liebend gern wieder dort an der Küste stehen, anstatt in Umzugskartons zu kramen, aber das geht auch vorbei und in der neuen Wohnung habe ich einen Balkon, der mir mit Sicherheit auch viel Freude bereiten wird. 

Golf von Neapel 2016


2 Antworten zu “Zu Gast in einer italienischen Familie”

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